"Niemand will hier eine Mauer bauen !" eine Realsatire
Bad Homburg, Ulmenweg, 10. Januar 2030
4 Uhr morgens, stockdunkel, klirrende Kälte, gefrorener Schneematsch auf dem dunklen kleinen Ulmenweg. In der Ferne leuchtet eine Straßenlaterne an der Hauptstraße "Lange Meile" - orangerot.
Nun aber schnell zur Arbeit, um die U2 am Bahnhof Bad Homburg noch zu erwischen.
Seit es seit neuestem die Verlängerung der U2-Linie von Gonzenheim zum Bahnhof Bad Homburg gibt, ist der übliche7,5 Minuten-Takt der U-Bahn nach Frankfurtin den frühen Morgen- und Abendstundenentfallen. Den gab´s früher mal, als die U2 nur bis Gonzenheim fuhr. Aber das ist jetzt 10 Jahre her. War auch nicht schlecht, - oder - eigentlich sogar besser. Doch viele können sich gar nicht mehr daran erinnern.
Technisch nun nicht mehr möglich, sagen unsere Experten. Logisch,- weil am Bahnhof Bad Homburg bei diesem knappen 7,5 Minuten-Takt der Wechsel vom Aussteigebahnsteig 1.2 zum Einsteigebahnsteig 1.1 zeitlich nicht mehr funktioniert.
Ist ja auch klar, denn diebeiden Bahnsteige 1.1 und 1.2 am Bahnhof liegen doch jetzt hintereinander- und nicht nebeneinander. Und das Aussteigen der Fahrgäste am Bad Homburger Bahnhof - das Einsteigen der Fahrgäste - der Wechsel des Fahrzeugführers in den Triebwagen am anderen Ende des U-Bahnzuges - das Einrichten des Triebwagens zur Rückfahrt nach Frankfurt,- ja, das braucht eben seine Zeit. Und die ist nun mal deutlich länger als 7,5 Minuten.
Es soll ja alles seine Richtigkeit haben und wir wollen ja sicher am Fahrtziel in Frankfurt ankommen.
Nun heißt es halt - früher Aufstehen als gewohnt - oder alternativ - sich am Bahnsteig 1.1 - BadHomburgBahnhof - "die Beine in den Bauch stehen" und auf die nächste U-Bahn warten. Denn nun fährt die U2 nur noch im üblichen 15 Minuten-Takt. Ist ja auch logisch, dass dann die U-Bahnzüge halt doppelt so voll sind wie früher, weil sie ja in Stoßzeiten nur noch halb-so-oft fahren. Doch unsere Planer wird es freuen, denn sie sind bestätigt mit ihrer Prognose der Wirtschaftlichkeit. Und durch die Reduzierung auf 15 Minuten - das spart ja auch wirklich viel Geld. Da steht man auch gern in der übervollen U-Bahn. Ist ja für uns alle gut und hat einen guten Zweck. Sparen ist das A & O. Wir kleinen Leute sparen, die Unternehmen sparen und der Staat muss auch sparen. Nur so floriert es wieder, - wenn alle sparen. Das ist eben Volkswirtschaft. Doch dazu bin ich zu doof, naja.
Nur gut, dass die Planer auch an uns im Ulmenweg gedacht haben.
Zuerst hieß es ja-"Niemand will dort eine Mauer bauen"-doch dann kam sie doch. Und sie hat auch Vorteile.
Mal ehrlich - sie ist wirklich ganz ansehnlich geworden. Und das entlang der Straßenkante am Ulmenweg über die gesamte Länge von ca. 200m.
Zum Glück ist sie ausreichend hoch geworden, also nicht nur ein kleines Mäuerchen in Fußhöhe, über das man in der Dunkelheit noch stolpern und sich die Knochen brechen kann.
NEIN !!
Ganze drei Meter hoch ist sie nun geworden. MASSIVER STAHL-BETON. Und zusätzlich oben drauf noch eine Schallschutzwand von 1m Höhe. Das wäre doch aber wirklich nicht nötig gewesen. Aber so besorgt sind sie um uns am Ulmenweg.
Wir Ulmenweger bedanken uns deshalb alle ausdrücklich bei ihnen, denn jetzt ist es für uns so praktisch geworden. Gerade in den frühesten Morgenstunden, so um 4 Uhr, wo noch alles fest schläft und niemand vor Dunkelheit seine Hand vor Augen sehen kann. Ja gerade dann ist es so praktisch geworden, sich mit den Händen von der 4m hohen Wand am Ulmenweg leiten zu lassen.
Wohin ?
Na-, zum Verknüpfungspunkt am Bahnhof Bad Homburg. Dort wo wir uns alle aus allen Richtungen der Stadt treffen die kein Auto haben, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.